Krummenaab,

Übung TIREX 2012

„Explosion in Industriegebäude, mehrere Personen vermisst:“ So lautete am vergangenen Samstag um 09:20 Uhr die Alarm-Meldung für die Einsatzkräfte des BRK Kreisverbandes Tirschenreuth und der THW Ortsverbände aus Amberg, Cham, Nabburg und Weiden.

Das ehemalige Werksgelände der Firma Seltmann in Krummennaab war die Kulisse für eine groß angelegte Übung mit der Projektbezeichnung „Tirschenreuth-Explosion-Exercise (TIRex).“ Nach einer angenommenen Explosion in der Ofenhalle ist es teilweise zum Einsturz von Gebäudeteilen, Gasaustritt und einem Gefahrgutunfall gekommen. Laut ersten Informationen waren rund 30 Mitarbeiter vermisst und zum Teil schwer verletzt.

Der zunächst eingetroffene „Helfer vor Ort“ des BRK sowie der Organisatorische Leiter stellten schnell fest, dass eine Bewältigung des Ereignisses ohne die Alarmierung von Rettungskräften aus dem gesamten Landkreis nicht möglich war. Zudem waren zahlreiche Personen unter Trümmern begraben oder in verschiedenen Räumen eingeschlossen. Aus diesem Grund wurden auch mehrere Einheiten des Technischen Hilfswerks (THW) angefordert, welche aus den Ortsverbänden Amberg, Cham, Nabburg und Weiden anrückten.

In der sogenannten „Chaosphase“ mussten sich die Führungskräfte zunächst einen Überblick verschaffen, was aufgrund der Größe des Objekts sehr schwierig war. Für die Erkundung mussten deshalb mehrere Trupps des THW eingeteilt werden, mit deren Hilfe zunächst eine Lagekarte erstellt wurde. Während die gehfähigen Verletzten von BRK-Rettungskräften direkt gerettet werden konnten, war für die verschütteten Personen eine sogenannte „Triage“ erforderlich, bei der Prioritäten für die Rettungsmaßnahmen gesetzt werden mussten. Dies geschah in enger Abstimmung zwischen leitenden Notärzten, organisatorischen Leitern und der THW-Einsatzleitung, über welche die technische Rettung koordiniert wurde.

In mehreren Stockwerken mussten schwerverletzte Personen mit Mauerdurchbrüchen, zum Teil sogar aus Fenstern, mit verschiedenen Methoden gerettet werden. Da im gesamten Gebäude die Abschaltung der Elektrizität erforderlich war, galt es mit externen Stromerzeugern für eine großflächige Beleuchtung zu sorgen. Drucklufterzeuger, Aggregate, Bohrhämmer, Trennschleifer und hydraulische Rettungsgeräte zeugten von vielfältigen Aktionen auf dem gesamten Areal. Mit Schleifkörben und Klapptragen wurden immer wieder Opfer aus dem Gebäude gebracht und dem BRK-Behandlungsplatz übergeben, von wo aus der Abtransport in die umliegenden Krankenhäuser erfolgte.

Neben den verschütteten Mitarbeitern wurde auch eine abgestürzte Person in einem Silo aufgefunden, welche mit einem EGS-Dreibock (Hilfskonstruktion) und dem Rollgliss durch die THW-Bergungsgruppen aus der Tiefe gerettet werden musste. Ein weiterer Arbeiter befand sich auf einer nicht mehr zugänglichen Plattform, der dann von Spezialisten der Bergwacht aus seiner Lage befreit wurde. Ebenfalls musste eine Angestellte aus einem verqualmten Büro unter Atemschutz befreit werden.

Für Unruhe sorgte letztendlich der Fund eines ausgetretenen Gefahrstoffes in einem Keller der Ofenhalle – es handelte sich dabei um eine ätzende Flüssigkeit. Nach Rücksprache mit einem CBRN-Fachberater konnte für die nicht direkt betroffenen Räume aber Entwarnung gegeben werden. Eine spezielle Gruppe des BRK sorgte für die Dekontamination eines Mitarbeiters, welche mit dem Stoff in Berührung gekommen war.

Durch den Einsatz von schweren Geräten, technischen und menschlichen Sachverstand sowie einer schnellen medizinischen Erstversorgung konnten gegen Mittag die letzten Vermissten aus dem Gefahrenbereich gerettet werden. Die Verpflegung der Einsatzkräfte wurde durch die Mobile Unfallnachsorge (MUN) des BRK sichergestellt.

Das Bayerische Rote Kreuz war mit rund 70 Einsatzkräften und 25 Fahrzeugen vor Ort. Das Technische Hilfswerk des (THW) war mit 64 Einsatzkräften und insgesamt 15 Fahrzeugen zuzüglich Anhängern mit Spezialausstattung wie Einsatzgerüstsystem (EGS), Netzersatzanlagen, Drucklufterzeugern und Beleuchtungssystemen vor Ort.

Während die BRK-Einheiten nach Übungsende abrückten, nutzten die beteiligten THW-Ortsverbände noch die Gelegenheit, um am Nachmittag im Industriekomplex spezielle Fachausbildungen durchzuführen und neue Sonderausstattung zu erproben.


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