Nabburg,

Hilfe ins Hochwassergebiet gepumpt

Nabburger THW 4000 Stunden im Einsatz - Michael Kleierl schildert berührende Momente

Die Ortsverbände des Technischen Hilfswerk waren im Juni im Hochwassereinsatz. Gefragt waren die Hochleistungspumpen der Nabburger Helfer. Michael Kleierl war einer der Einsatzkräfte, die in Passau und Fischerdorf dabei waren.

Die Zahl ist kaum fassbar: In drei Wochen hat das Technische Hilfswerk Nabburg 200 Millionen Liter Wasser gepumpt, als es sich mit "Hannibal" und Co. im Juni gegen die Überflutungen stemmte - in Nabburg, Steinberg, Passau und Fischerdorf. Schirrmeister Michael Kleierl fuhr drei Monate später noch einmal durch Fischerdorf. An den Autos waren immer noch die Aufkleber zu sehen: "Wir danken allen Helfern in Fischerdorf und Natternberg - Hochwasser 2013".

"Das war ein enormes Pensum in diesem Jahr", erzählt der 26-Jährige aus Lissenthan. Der Zerspanungsmechaniker ist seit 14 Jahren "dabei". Jugendgruppe, Grundausbildung, Fachhelferprüfung, Lastwagenführerschein. Jetzt ist er Schirrmeister, gehört zum Führungsstab. Sein Metier: die Instandhaltung.

Vor der Haustür

Jeder Ortsverband hat seinen speziellen Zuschnitt: Nabburg mit 55 Aktiven arbeitet als Wasserschadengruppe mit leistungsstarken Tauchpumpen und dem Herzstück "Hannibal". Diese Power-Pumpe alleine schluckt 6000 Liter pro Minute. Juni 2013 - das war nicht der erste Hochwassereinsatz, erinnert Kleierl an das Elbehochwasser, an Polen 2010. Doch diesmal war es anders: Die Katastrophe bahnte sich vor der Haustür an. Dreieinhalb Wochen war das Nabburger THW gefordert.

Zunächst hieß es am 2. Juni in Nabburg, den Ortsteil "Venedig" vor dem Absaufen zu bewahren. Dann wurde in einer angespannten Situation ein Pumpwerk der Steinberger Kanalisation gesichert. Schon kam die Vorabmeldung für Passau: Bis 8. Juni waren neun Mann im Dauereinsatz. In den Tiefgaragen standen noch die Autos. Drei Etagen - zwölf Meter - waren leerzupumpen. Benzin und Diesel mischte sich teilweise ins Wasser. Es gab keinen Strom, Beleuchtung wurde aufgebaut, damit die Helfer sehen, wo sie sich bewegen. Fünf Tiefgaragen und die Brauerei Innstadt waren leer zu pumpen. "18 000 Liter pro Minute", so Michael Kleierl über die Leistungsfähigkeit der Nabburger Pumpenausstattung. Nachdem die Scheitelwelle die Stadt erreicht hatte, setzten die Schwandorfer THW-ler mit schwerem Räumgerät bei Schlick und Schlamm an.

"Die Menschen, denen alles genommen worden war, hätten uns alles gegeben. Sie kamen mit Kaffee und Kuchen, mit Wurstsemmeln. Das konnten wir gar nicht alles essen", beschreibt Kleierl die Art, Danke zu sagen.

Als er zur Ablösung Passau ansteuerte, war schon bei der Anfahrt auf der Autobahn offensichtlich, wohin die nächste Reise führen wird: Vom 10. bis 21. Juni nach Fischerdorf und Natternberg. Hier bauten sich acht THW-Ortsverbände eine Art THW-Stadt auf. Die Nabburger mussten das Wasser von den Straßen und aus der Fläche bringen, über die Deiche in die Donau pumpen: 94 Millionen Liter Wasser. Das hieß Gerätschaften aufbauen, Schläuche verlegen - eine Knochenarbeit -, die Pumpen am laufen halten, warten, schnell mal ein Verschleißteil reparieren. Daneben wurden mit den Lastwagen Sandsäcke transportiert, Hochwasseropfer und Helfer zu den Häusern gefahren. Michael Kleierl ist der Logistiker, sorgt für Kraftstoff, Verpflegung, Ersatzteile und so Grundlegendes wie ein Dixi-Klo und Trinkwasser.

Die Verpflegung wurde aus der Deggendorfer Stadthalle geholt oder von anderen Helfern mitgebracht. "Wir sind nur das Nötigste gefahren", erzählt Kleierl. Bei den vielen Schläuchen, Containern und Räumfahrzeugen auf den Straßen mussten für einen Kilometer eineinhalb Stunden veranschlagt werden. Als das Wasser sank, fuhren die THW-ler Bewohner, die nahezu alles verloren hatten, zu ihren Häusern - oder was davon übrig war. "Die Leute waren sprachlos, sie haben geweint", erzählt Michael Kleierl. "Wie soll man sich verhalten"? Es fehlen einfach die Worte angesichts solcher Schicksalsschläge.

Diejenigen, die sich dann in ihren Häusern an die Arbeit machten, hatten kein Wasser, keine Lebensmittel. Das THW half mit seinen Restbeständen aus, mit Wasser im Tetrapack, mit Süßigkeiten. Bei all der Tragik gabs auch Galgenhumor: "Einer hat uns gefragt, ob seine neuen Autofelgen vorbeigeschwommen sind". Sie wurden nicht mehr gesichtet.

In Fischerdorf rückten die Menschen zusammen. Einwohner und Freiwillige sammelten Nahrungsmittel, kochten. Obwohl jeder den Kopf voller Sorgen hatte, wurden Plakate gemalt: "Dank an Feuerwehr und THW für eure Hilfe". Das berührt.

Arbeitgeber ziehen mit

Kleierl blickt in seine Aufstellung: 4000 Stunden hat das Nabburger Team ehrenamtlich und unentgeltlich gearbeitet. Die entstandenen Einsatzkosten beim Hochwasser 2013 wurden von der Bundesregierung erlassen. Hut ab auch vor den Arbeitgebern, die bei den Freistellungen der Helfer mitzogen. In der Unterkunft auf dem Fichtenbühl wird nun wieder geübt, gereinigt, gewartet. Der nächste Einsatz kommt bestimmt. Und die Einsatzgebiete rücken immer näher.


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